New Work – wie sieht die Arbeitswelt 4.0 aus?
Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Die Digitalisierung und die Globalisierung sind im Begriff, unsere Vorstellungen von Arbeit grundlegend zu verändern. Dieser tiefgreifende Wandel wird seit einigen Jahren unter dem Schlagwort „New Work“ – neue Arbeit – diskutiert. Wie die künftige Arbeitswelt aussehen könnte und welche Veränderungen schon heute in vollem Gang sind, erzählen die Experten Birgit Gebhardt und Matthias Pietzcker.
Der Begriff „New Work“ wurde bereits gegen Ende der 1970er-Jahre vom österreichisch-amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann eingeführt und beschreibt ein verändertes Grundverständnis von Arbeit. In jüngster Zeit ist das Konzept wieder in aller Munde: Denn immer mehr Menschen empfinden starre Strukturen und straffe Hierarchien als nicht mehr zeitgemäß. Die leitenden Werte des New-Work-Ansatzes heißen stattdessen Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft. Wichtige Impulse bei der Umsetzung liefern digitale Technologien und Social Media: „New Work bedeutet, dass man Wissen teilt, statt es zu bunkern“, erklärt Trendforscherin Birgit Gebhardt. „Im Zentrum steht das Prinzip der Vernetzung, das von den sozialen Medien auf die Arbeitswelt übergreift. Wer sein Wissen teilt, bestimmt seinen Status als Experte, auch über das klassische Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis hinaus.“
Kooperation statt Ellenbogenmentalität, Sinnhaftigkeit statt bloßem Broterwerb – so lautet also die Devise bei der New Work. „Die Fragen, wann man arbeitet, wie man arbeitet und mit wem man zusammenarbeitet, hat man sich früher in der Form nicht gestellt“, sagt Matthias Pietzcker. Als Geschäftsführer der Unternehmensberatung combine Consulting ist er Experte für die Planung und Realisierung moderner Arbeitswelten. „Früher ging es vielfach darum, einfach zu funktionieren. Heute treten viele Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber mit einer anderen Einstellung an ihre Tätigkeiten heran: Die Frage nach den Inhalten wird wichtiger, und damit auch die Überzeugung, etwas Sinnvolles zu tun“, erläutert Pietzcker.
Der Wertewandel und die veränderten Arbeitsweisen verlangen nach neuen Bürokonzepten. „Wir werden zukünftig nicht mehr nur in Gebäuden arbeiten, die auf die Arbeit am Bildschirm ausgerichtet sind“, prognostiziert Birgit Gebhardt. „Vielmehr werden wir uns verstärkt fragen, welche Umgebungen Menschen zu welchen Verhaltensweisen und Denkleistungen anregen. Wenn man sich beispielsweise auf eine Aufgabe konzentriert, benötigt man eine andere Arbeitsumgebung als für kreative Tätigkeiten“, so die Trendexpertin, die unter anderem für den Industrieverband Büro- und Arbeitswelt e.V. vernetzte Lern- und Arbeitsformen erforscht.
Doch wie könnte ein Büro der Zukunft aussehen, das eine möglichst individuelle Gestaltung des Berufsalltags ermöglicht? „Zunächst sollte man sich von dem Gedanken lösen, dass Arbeit zu einer festgelegten Zeit an einem festgelegten Ort stattfinden muss“, so Unternehmensberater Pietzcker. „New Work kann bedeuten, dass wir künftig grundsätzlich selbst wählen, wo wir arbeiten und auch wann wir arbeiten. Das termingerechte Arbeitsergebnis steht im Mittelpunkt.“ Wird die physische Anwesenheit am Arbeitsplatz in Zeiten der Digitalisierung also bald über flüssig? Die Experten beantworten diese Frage mit einem klaren Nein. „Die Zukunft ist durchaus analog. Menschen sollten nicht nur virtuell und digital, sondern auch real zusammenkommen, um miteinander zu arbeiten und sich auszutauschen“, betont Matthias Pietzcker. Denn wer seine Aufgaben fast ausschließlich im Homeoffice oder unterwegs erledigt, kann schnell das Gefühl bekommen, viele Dinge im Unternehmensalltag zu verpassen. Das gemeinsame Büro bleibe also wichtig. Neu gestellt werden müsse allerdings die Frage, wann die Mitarbeiter anwesend sein müssten und wann nicht.
„Die Vielfältigkeit der Gestaltungsmöglichkeiten wird künftig eine große Rolle spielen“, sagt Matthias Pietzcker. „Für bestimmte Arbeitsinhalte braucht man zum Beispiel ein Einzelbüro, für andere einen offenen Arbeitsbereich.“ Entscheidend sei, dass das Arbeitsumfeld im Hinblick auf künftige Entwicklungen flexibel bleibt: „Ein Raumkonzept sollte tätigkeitsorientiert definiert werden. Das bedeutet, dass für unterschiedliche Tätigkeiten, etwa für Projektarbeit oder für Einzelarbeit, unterschiedliche Bereiche vorgehalten und so unterschiedliche Arbeitsformen optimal unterstützt werden“, so Pietzcker weiter. Der epochale Umbruch in der Arbeitswelt stellt Arbeitnehmer und Führungskräfte vor vielfältige Herausforderungen. „New Work bedeutet einen intensiven Lernprozess“, macht Gebhardt deutlich. „Regeln, die lange verbindlich waren, werden neu definiert, was auch ein persönliches Umdenken erfordert.“ Orientierung können laut der Expertin digitale Assistenzsysteme bieten. „Das sind privat genutzte Apps, die mir spiegeln, in welcher Umgebung ich wie produktiv arbeite. Die individuelle Leistungsmessung, die dem Arbeitgeber verwehrt ist, werden wir für uns selbst und unsere Tageseffizienz einsetzen.“ Doch auch die Führungspositionen sind gefragt: „Die Überzeugung für neue Formen der Arbeit muss von den Führungskräften getragen werden. Sie sollten die neuen Arbeitsweisen mit Werten verknüpfen“, empfiehlt Pietzcker. „Führungskräfte treten künftig weniger als Entscheider, sondern vielmehr als Möglichmacher und Vernetzer auf.“
Das sagt EUROPA-CENTER
Bei EUROPA-CENTER versammeln sich ganz unterschiedliche Fachdisziplinen und damit auch Arbeitsweisen unter einem Dach. Viele Mitarbeiter sind häufig beim Kunden oder auf der Baustelle unterwegs. „Umso wichtiger ist es uns als Unternehmen, das Büro als Treffpunkt und Heimathafen anzubieten“, erklärt Thomas Brune, Vorstand bei EUROPA-CENTER. „Wir wollen unseren Mitarbeitern einen Ort geben, der Identität stiftet und die Zusammengehörigkeit stärkt.“ Um das Zusammenspiel der einzelnen Disziplinen bestmöglich zu unterstützen, ist das Bürokonzept darauf angelegt, die Kommunikation unter den Mitarbeitern auch über Abteilungs- und Bereichsgrenzen hinweg zu fördern. „Darüber hinaus gewinnt das Thema Wohlbefinden und Ergonomie bei uns zunehmend an Bedeutung. Im Moment sind wir beispielsweise dabei, flächendeckend Steh-Sitz-Arbeitsplätze für unsere Mitarbeiter einzurichten“, erzählt Brune. Nicht zuletzt wird aber auch Wert auf eine ansprechende Gestaltung gelegt. „Unser Ziel ist es, eine moderne und inspirierende Umgebung zu kreieren, die unseren Mitarbeitern attraktive Arbeitsbedingungen ermöglicht.“
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Dr. Reinhard Kutscher zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden von EUROPA-CENTER berufen
Der Immobilienexperte übernimmt die Position des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden bei
EUROPA-CENTER von Unternehmensgründer Uwe Heinrich Suhr, der dem Gremium als einfaches Mitglied erhalten bleibt. -
Der Blick geht voraus
Der Vorstandsvorsitzende von EUROPA-CENTER bewertet die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Unternehmen. Ralf-Jörg Kadenbach spricht über die Stundung von Mieten, Erfahrungen mit Homeoffice und Videokonferenzen, veränderte Bedarfe der Mieter und die Situation am Immobilienmarkt.